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Mittwoch, 21. März 2012
Stalking: Witwer stellt 41-jähriger Thüringerin nach
Presseschau:
Stalking: Witwer stellt 41-jähriger Thüringerin nach
Nicht nur die Tatsache, dass ihr der Witwer nachstellt, lastet schwer auf Maria T.s Seele.
Fortwährender Psychoterror hinterlässt längst tiefe Spuren - wie in einem kleinen Ort bei Erfurt eine junge Frau von einem hochbetagten Witwer gestalkt wird.
Erfurt. Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Kann kaum mehr essen, schlafen, den Alltag bewältigen. Dabei ist sie nicht im eigentlichen Sinne körperlich krank - Maria T.*, die in einem kleinen Ort bei Erfurt lebt, ist vielmehr ein Stalking-Opfer. Seit fast einem Jahr leidet sie darunter, dass ihr ein Mann unablässig nachstellt - für die 41-Jährige ist ein Albtraum wahr geworden.
Es begann damit, dass Maria T. in dem Ort, in dem sie seit zwölf Jahren zuhause ist, im April 2011 ein Gartengrundstück von dessen 86-jährigem Besitzer kaufen wollte. Beide Parteien wurden sich schnell handelseinig, man grüßte einander schließlich seit Jahren, und weil Maria T. nett sein wollte, bot sie dem Vorbesitzer an, den Garten erst im Oktober zu übernehmen, damit der Mann noch ernten kann, was er selbst gesät hat. "Ich war einfach höflich, so wie ich zu jedem höflich bin", sagt die 41-Jährige. Doch dann geschah, was Maria T. nicht im entferntesten beabsichtigt und geahnt hatte: Der alte Mann, ein Witwer, körperlich und geistig noch fit, verliebte sich in die junge Frau und teilt seine Verliebtheit seither nicht nur aller Welt mit, er terrorisiert seine Angebetete auch in unvorstellbarer Weise. Er ruft Maria T. ständig an, klingelt bei ihr Sturm, wann es ihm gerade passt - und ist sie selbst nicht zuhause, bittet er die Nachbarn des Mehrfamilienhauses, ihn hereinzulassen, damit er auf der Treppe auf T. warten kann. Er passt sie ab, wenn sie mit dem Hund Gassi gehen oder mit dem Auto wegfahren will - und er will ihr Gespräche und Geschenke aufzwingen, um die sie ihn nie gebeten hat. "Ich habe es im Guten versucht und ihm ganz sachlich gesagt, dass ich nicht in ihn verliebt bin und auch nicht in einen Mann verliebt sein möchte, der mein Großvater sein könnte. Ich habe ihm erklärt, dass es niemals ein 'Wir' gab oder auch nie geben wird. Und letztlich habe ich ihm mit aller Deutlichkeit gesagt, dass er mich in Ruhe lassen soll und ich keinerlei Kontakt will. Es bringt alles nichts." Der hochbetragte Mann lasse nichts unversucht: "Er fleht mich an, rutscht vor mir auf den Knien herum, wird zornig, sobald er sieht, dass ich mich mit einem irgendeinem anderen Mann unterhalte. Er steht ungebeten mit Pralinen und Wein vor der Tür. Dabei will ich doch nur eines: Meine Ruhe."
Am Ende der Kraft
Doch es ist nicht nur die Tatsache, dass ihr der Witwer nachstellt, die schwer auf Maria T.s Seele lastet. Einige im Ort meinen auch, "dass da doch etwas gewesen sein muss", dass sie dem alten Mann Avancen und Hoffnung gemacht hat. "Das ist für mich eigentlich fast noch schlimmer, dass die Leute meinen, nur weil ich blond und schlank bin, hätte ich dem alten Mann quasi aus Berechnung den Kopf verdreht. Nicht er wird schief angesehen, sondern ich", empört sich Maria T., die der nervliche Dauerstress längst an den Rand ihrer Kräfte gebracht hat und die nicht weiß, wie sie sich aus dieser Situation befreien soll. Inzwischen wurde sie sogar zweimal kurzzeitig in eine Klinik eingewiesen, weil sie schlicht "nicht mehr konnte". "Der Gedanke, dass dieser Mann für mich lebt, mich in seinem Liebeswahn als den Engel bezeichnet, der ihm geschickt wurde, ist für mich nicht auszuhalten."
Für einige Zeit woanders wohnen oder gar umziehen, um dem Stalker zu entkommen, das will die alleinerziehende Mutter eines Sohnes im Teenageralter nicht: "Ich will mein Kind nicht allein lassen, außerdem habe ich meinen Hund und möchte im gewohnten Umfeld bleiben."
Erfurts Gleichstellungsbeauftragte Birgit Adamek kennt nicht nur mehrere Fälle wie den von Maria T. und ahnt, welches Martyrium die Opfer durchleiden, sie kennt auch eine Anlaufstelle, die für Betroffene wie Maria T. die genau richtige ist: Nachdem 2007 ein Stalking-Paragraph ins Strafgesetzbuch eingeführt wurde, wurden 2008 bei allen Thüringer Polizeidirektionen Interventionsstellen eingerichtet, Stellen, die Stalking-Opfern wirklich helfen und sie begleiten können. Maria T. solle sich an die Interventionsstelle der PD Erfurt Am Anger 12 wenden, empfiehlt Adamek, die zudem darauf verweist, dass Stalking jeden treffen kann: Frauen wie Männer, Junge wie Alte.
Quelle: OTZ
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